Qualitätsbegriff „Bayerisches Schullandheim“

Dem Bayerischen Schullandheimwerk gehören 30 Schullandheime an, die auf Regierungsbezirksebene in regionalen Schullandheimwerken organisiert sind. Träger und Betreiber sind Vereine, Kommunen, Landkreise, die Kirche und Bildungseinrichtungen. Die Häuser befinden sich in ruhiger, meist ländlicher Lage und ermöglichen den direkten Zugang zur Natur. Das Spektrum reicht von einklassigen Heimen bis zu Häusern, die gleichzeitig vier Klassen aufnehmen können.

Um den besonderen pädagogischen und bildungspolitischen Stellenwert seiner Einrichtungen deutlich zu machen, hat das Bayerische Schullandheimwerk das Gütezeichen „Bayerisches Schullandheim“ entwickelt. Damit werden Qualitätsmerkmale festgeschrieben, durch die sich Bayerische Schullandheime von anderen Gruppenunterkünften für Kinder und Jugendliche unterscheiden.

Ein Bayerisches Schullandheim versteht sich in erster Linie als schulischer Lernort. Entsprechend steht es in der Schulzeit vorrangig Schulklassen und schulischen Gruppen aller Schularten und Jahrgangsstufen zur Verfügung, wobei an den Wochenenden und in den Schulferien auch Jugendgruppen, Musik-, Theater- und Sportgruppen sowie Vereine willkommen sind.

Zur Sicherstellung des Schulbezugs sind regelmäßige Kontakte zu den Abteilungen und Referaten des Kultusministeriums, zum Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, zu den Ministerialbeauftragten, zu den Schulabteilungen der Bezirksregierungen und zu den Schulämtern unabdingbar.

In einem Bayerischen Schullandheim ist für jede Schulklasse ein Unterrichtsraum mit einer Grundausstattung an Medien vorhanden, der während des Aufenthaltes ausschließlich ihr zur Verfügung steht. In der Regel verfügen die Häuser zusätzlich noch über Gruppenräume, einige auch über Sport- und Mehrzweckhallen sowie Fachräume wie z.B. ein Labor oder einen Werkraum. Der Außenbereich bietet ausreichend Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten. Wichtig ist außerdem, dass jede Klasse oder Gruppe im Haus ein ungestörtes Eigenleben entwickeln kann.

Ein Bayerisches Schullandheim verfügt über eine breites und methodisch vielseitiges Bildungs- und Erziehungsangebot, das sich auf den gültigen bayerischen Lehrplan bezieht. Dieses Angebot besteht aus unterschiedlichen Schwerpunktbereichen und einer Vielzahl an Unterrichtsmodulen, die sich an den schulart- und fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungszielen, den Schulfächern sowie den bildungspolitischen Initiativen der bayerischen Staatsregierung orientieren.

Solche Schwerpunktbereiche können z.B. sein:

  • Alltagskompetenzen und Lebensökonomie
  • Berufliche Orientierung
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)
  • Geographie, Geologie
  • Gesundheitsförderung
  • Heimat- und Sachunterricht
  • Inklusion
  • Interkulturelle Bildung, Internationale Begegnungen
  • Kulturelle und musisch-ästhetische Bildung
  • Ländlicher Raum, Regionale Kultur und Geschichte
  • Medienbildung, Digitale Bildung
  • Naturwissenschaften, Technische Bildung
  • Persönlichkeitsbildung, Soziales Lernen
  • Politische Bildung, Demokratieförderung
  • Sport und Bewegung
  • Sprachliche Bildung, Kommunikation
  • Verkehrs- und Sicherheitserziehung
  • Werteerziehung

Um den Lehrplanbezug sicherzustellen, wirken an der Erstellung und Überprüfung des Bildungs- und Erziehungsangebots Lehrkräfte mit. Die Unterrichtsmodule werden auf Wunsch von Experten betreut. Auch findet eine kontinuierliche Evaluierung der Unterrichtsmodule statt.

Die pädagogischen Angebote bedürfen der ständigen Weiterentwicklung und greifen dabei auch aktuelle bildungspolitische und gesellschaftliche Fragestellungen auf. Zu diesem Zweck werden Projekte und Modellvorhaben durchgeführt: z.B. zur Werte- und Demokratieerziehung, zur Förderung naturwissenschaftlicher und technischer Kompetenzen, zur Gesundheitserziehung, zur Umweltbildung oder zum Sozialen Lernen.

Ein Bayerisches Schullandheim fördert die eigenverantwortliche Gestaltung des Schullandheimaufenthaltes durch die Lehrkräfte. So besteht die Möglichkeit einer intensiven Beratung, existieren Handreichungen mit konkreten Hilfen und Anregungen und werden Arbeitsgeräte, Medien und Materialien bereitgestellt.

Bayerische Schullandheime leisten einen wichtigen Beitrag zur Qualifizierung von (angehenden) Lehrkräften für die Vorbereitung und Durchführung von Schullandheimaufenthalten. So finden jährlich mehrtägige Seminare mit Referendaren und Referendarinnen des Gymnasiums und der Realschule statt und werden in Kooperation mit der Akademie Dillingen Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte aller Schularten angeboten. Auch auf der Ebene der Schulaufsichtsbezirke und Schulämter werden die Schullandheime als Lehrgangsort genutzt.

Selbstverständlich muss ein Bayerisches Schullandheim die erforderlichen Sicherheitsbestimmungen und Hygienevorschriften erfüllen. Die geschlechtsspezifische Trennung von Schlafräumen, Waschbereichen und Toiletten ist genauso Standard wie eine gesunde und altersgerechte Verpflegung. Jedes Haus verfügt über ein Konzept, das dem Schutz und der Sicherheit der Kinder und Jugendlichen dient.

Die Bayerischen Schullandheime werden von einem breiten Netzwerk getragen. Dazu zählen der Bayerische Landtag und im Rahmen der Staatsregierung vor allem das Sozialministerium, das Kultusministerium, das Innenministerium und die Staatskanzlei. Außerordentlich wichtige Partner sind die bayerischen Elternverbände, Lehrerverbände, Schulleitungsverbände und Schülervertretungen. Von großer Bedeutung sind Kooperationen mit den Universitäten – hier vor allem mit den schulpädagogischen und fachdidaktischen Lehrstühlen. Enge Kontakte bestehen zu vielen weiteren bildungsrelevanten Organisationen und Verbänden wie z.B. zum Wertebündnis Bayern, zum Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, zur Jugendfeuerwehr Bayern, zur Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zum Landeskommando Bayern, zum Kinderschutzbund, zum Bund der Vertriebenen – Landesverband Bayern oder zur Landesverkehrswacht Bayern.