Ein Vormacher, ein Mutmacher und bis zum Schluss des Lebens ein Mitmacher

Zum Tod von Wilhelm Kleiß

Der langjährige Vorsitzende des Bayerischen Schullandheimwerks Willi Kleiß verstarb am 10. April 2024. Die Schullandheimarbeit verliert mit ihm einen zupackenden, der Tradition verpflichteten, innovativen Pädagogen.

Schon in den 50er Jahren zog es Willi Kleiß ins mittelfränkische Schullandheim Wülzburg, wo er mit den Schülerinnen und Schülern bis zu vier Wochen verbrachte. „Der Schullandheimaufenthalt ist eine große Chance im Schülerleben“, hielt er 2001 im Geleitwort einer Publikation zum Projekt „Unterwegs nach Europa. Vertrauen überwindet Grenzen“ fest.

Dieser Überzeugung verlieh er mit seinem außerordentlichen Engagement für unseren Verband Ausdruck, dem er von 1970 bis 2001 für insgesamt 21 Jahre vorstand. Darüber hinaus übernahm er das Amt des Direktors der Bayerischen Akademie für Schullandheimpädagogik (1988 bis 2001) sowie die Aufgabe des stellvertretenden Vorsitzenden des Stiftungsrats (1991 bis 2002) und des 1. Vorsitzenden des Stiftungsvorstands (2002 bis 2008) bei der Bayerischen Stiftung für Schullandheimpädagogik. Gleichzeitig war er von 1967 bis 1988 1. Vorsitzender des Schullandheimwerks Mittelfranken. Willi Kleißnutzte diese Ämter, um die Schullandheimarbeit auf verschiedenste Art und Weise zu stärken; die Liste seiner Leistungen ist lang:

So initiierte er diverse pädagogische Modellversuche, von denen unsere Schullandheime bis heute u. a. in der Umweltbildung und in der Sozialerziehung profitieren.

Er suchte die engere Kooperation mit der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen, um dem Thema der Schullandheimpädagogik hier mehr Raum zu schaffen.

Er brachte die wissenschaftliche Fundierung der Schullandheimpädagogik durch die Durchführung von Fachtagungen und Kongressen und das Anstoßen von Forschungsvorhaben voran.

Neben den pädagogischen Aspekten behielt Willi Kleiß auch wirtschaftliche und organisatorische Belange im Blick. In seine Amtszeiten fällt die Gründung der Bayerischen Stiftung für Schullandheimpädagogik, die mit Hilfe der Bayerischen Sparkassen seit 1991 die Bildungsarbeit der Schullandheime finanziell unterstützt. Auch die Steigerung der Erträge der Schullandheimsammlung war ihm ein wichtiges Anliegen.

Unter seiner Leitung konnte die BSHW-Landesgeschäftsstelle ausgebaut und professionalisiert sowie die verbandsinterne Zusammenarbeit mit den Regionalvereinen und Schullandheimen intensiviert werden.

Seine Fähigkeiten als Netzwerker nutzte er für politische Kontakte und den Austausch mit Lehrer- und Elternverbänden.

Sein Herzensthema war bei alledem Europa: auf Herausforderungen und „wahrhaft abenteuerliche Unternehmen“ – so Willi Kleiß über die Verwirklichung eines Begegnung von tschechischen und deutschen Schülerinnen und Schülern im Schullandheim – ließ er sich für dieses Anliegen mit Begeisterung und Tatendrang ein, initiierte Projekte mit Nachbarländern und war maßgeblich an der Idee und Verwirklichung des Europäischen Schullandheims Bad Windsheim beteiligt. Unvergessen: die Vision eines Schullandheimschiffs für Europa, die er gemeinsam mit der Fränkischen Personenschifffahrt verfolgte und die letztlich aus finanziellen Gründen leider nicht realisiert werden konnte.

Neben all diesen Tätigkeiten soll auch sein Engagement auf Bundesebene erwähnt werden. So pflegte er im Rahmen der Deutschen Einheit enge Verbindungen zu den Schullandheimverbänden in Thüringen und Sachsen. Mitte der 90er Jahre hatte er zusätzlich das Amt des 1. Vorsitzender des Verbands Deutscher Schullandheime inne. Während dieser Zeit verantwortete er u. a. die Erarbeitung des „Orientierungsrahmens für die Schullandheimarbeit“, der die Basis für den anschließend entwickelten Gütezeichenkriterienkatalog des Bayerischen Schullandheimwerks bildete. Dieser ist heute der Grundstein für die Auszeichnung „Bayerisches Schullandheim“, die entscheidende Bedeutung für die staatliche Förderung der Schullandheimarbeit hat.

Vollständig ist die Darstellung seiner Aktivitäten damit noch nicht. Deutlich wird aber, was die Schullandheimarbeit in Bayern ihm zu verdanken hat. Das Bayerische Schullandheimwerk erinnert an einen seiner größten Förderer und Aktiven.

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